Eine Woche in Strecken und Bildern

Resturlaub ist etwas feines, vor allem, wenn die letzte Woche im März fast ausschließlich sonnenverwöhnt ist. So kam es auch, dass ich – nach dem Ausflug zur Fahrradschau und zu den Fixed Days nach Berlin – eine Woche Zeit hatte, um mal wieder etwas mehr Rad zu fahren. Der Winter, kurze Tage und lange Arbeitszeiten und das ein oder andere „kein Bock“-Wochenende hatten genau das die vergangenen Monate verhindert. Deshalb war es jetzt umso schöner, wieder aufs Rad zu steigen und ein paar Stunden zu fahren, ohne Erfrierungen an Händen und Füßen zu erleiden.

Tag 1

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Am ersten Tag hatte ich – hätte nie gedacht, dass ich das mal sage – Bock auf Berge, also ging es von der Dortmunder City aus Richtung Norden, über die B54, Brandisstraße und Golfplatz nach Syburg. Von da aus die Serpentinen hinunter zum Hengsteysee und dann weiter nach Herdecke. Am Hengsteysee ging es dann nach Wetter (Ruhr) und an der Ruhr entlang bis zum Kohlsiepen (netter Berg. Nicht!). Dann zurück über die Ardeystraße nach Schnee, von dort aus die Blickstraße nach Löttringhausen und über Kirchhörde, Phönix West und Ost wieder nach Hause. Insgesamt 55 Kilometer und 710 Höhenmeter standen zum Abschluss auf dem Tacho.

Fazit: Berge machen Bock. Und tun weh. Was komischerweise auch wieder Bock macht. Die Strecke ist sehr straßenlastig, nur entlang der Seen und der Ruhr gibt es Fahrradwege.

Tag 2

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Nach Bergen am ersten Tag stand mir der Sinn nach Kontrastprogramm. Also nach Norden, Richtung Münsterland raus. Über die Bornstraße/Derner Straße ging es aus Dortmund raus und nach Lünen (über Gahmen) rein. Dann ziemlich gerade durch Lünen hindruch und auf die Cappenberger Straße Richtung, klar, Cappenberg. Am Cappenberger Schloss vorbei weiter bis kurz vor Werne. Von dort aus auf Fahrrad- oder Feldwegen nach Südkirchen und weiter bis zum Schloss Nordkirchen. Kurze Pause, Corny-Riegel und weiter zurück über Cappenberg nach Lünen und dann weiter nach Dortmund. Für den Rückweg hatte ich eine etwas andere Strecke geplant, aber da ich rechtzeitig zum Mittagessen zurück sein wollte und auf dem Hinweg gebummelt hatte, war die schnellste Verbindung nötig, so dass ich einen Teil des Hinwegs auch als Rückweg benutzen musste. Insgesamt bedeutete das 65 Kilometer und 345 Höhenmeter.

Fazit: Strecke machen kann man sehr gut in den Ausläufern des Münsterlandes. Und wenn man sich dort besser auskennt, ist sicherlich auch weniger Straße und mehr Wirtschafts-, Feld- und Radwege drin.

Tag 3

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Nach 120 Kilometern in zwei Tagen, die mein Hintern mir sehr deutlich zu spüren gab, war mit am dritten Tag mehr nach gemütlichem Radeln in der City zu Mute. Also das Zweitrad (ohne Klickpedale) geschnappt und die gewohnte Feierabendrunde gefahren. Aus dem Kaiserstraßenviertel runter zum Phönixsee, eine Runde gefahren. Kaffee getrunken. Dann weiter über den neu angelegten Fahrradweg nach Phönix West. Insgesamt gibt es ab der Hälfte übrigens drei verschiedene Varianten, um von einem Phönix zum anderen zu kommen, ich wählte die Grafitti-Variante (s. Foto). Von dort aus ging es über die mittlerweile fertiggestellte (aber noch nicht für den Fußgänger/Radfahrer freigegebene) Brücke über die B54 weiter in die Bolmke. Dort ein paar der kleinere Trails fixed (aber mit Vorderbremse) und auf 23er-Reifen versucht. Keine Ahnung, warum ich da plötzlich Bock drauf hatte.  Am Stadion Rote Erde hoch und durchs Kreuzviertel ging es dann zurück nach Hause. Macht 19 Kilometer und 120 Höhenmeter.

Fazit: Ist halt eine lockere Runde durch die Stadt. Dafür aber mit ein bisschen Wasser, ein bisschen Industrieromantik, ein bisschen Wald und ein bisschen Szene-Kiez. Kann man machen, muss man aber nicht.

Tag 4

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Eigentlich hatte ich das schon letztes Jahr geplant, aber immer wieder passte es zeitlich nicht. Am vierten Tag meiner Urlaubswoche gab es dann aber keine Ausreden mehr. Ich war früh genug wach, das Wetter war Bombe und die Strecke hatte ich mir bei Google Maps zur Genüge angeschaut. Also nichts wie los zum Möhnesee. Nach knapp zwei Kilometern bekam ich dann den Feind meiner heutigen Ausfahrt zu spüren: Gegenwind. Und ich war noch in der Stadt. Kurzzeitig dachte ich darüber nach, zurück zu radeln und mir einen schönen Tag im Garten zu machen. Oder zumindest von 46/15 auf 46/17 zu wechseln. Für erstere Idee war ich zu ehrgeizig, für zweitere zu faul. Also ging es weiter: Über den Fahrradweg hinter der Pferderennbahn immer entlang der Bahnstrecke Richtung Osten. Durch Asseln und an Wickede vorbei nach Unna rein. Immer weiter gerade aus über ein paar Kreisverkehre bis es nicht mehr geradeaus ging. Dann eine Links-Rechts-Kombination und weiter über Mühlhausen nach Hemmerde. Hier ging es hoch auf die Haarhöhe. Doch zuvor ging es über die B1 und eine Brücke über die A44. Irgendwann bog ich dann (ich hatte nur einen handgeschriebenen Zettel als „Karte“ und Google Maps funktionierte mangels Handyempfang auch nicht) falsch ab und musste einige Extrakilometer hinnehmen. Es ging also (entgegen des eigentlichen Plans) über Wickede (diesmal an der Ruhr) entlang der Ruhr (schöner Fahrradweg die meiste Zeit) nach Neheim. Von dort aus auf die Möhnestraße (mit einem ausreichend breiten Seitenstreifen und teilweise abgetrenntem Fahrradweg) bis zur Möhnetalsperre. Hier gab es den verdienten Käsekuchen und einen Kaffee, bevor ich mich auf den Rückweg nach Neheim machte. Es wurde a) schon langsam dunkel und ich war ohne Licht unterwegs und b) hatte ich keinen Bock auf den kompletten Rückweg. Daher nahm ich den Zug von Neheim-Hüsten (Achtung, in Neheim selbst gibt es keinen Bahnhof, was mir aber nicht bewusst war) nach Dortmund und stieg in Hörde aus, denn ich wollte die 80 Kilometer Tagesstrecke voll machen. Strava hatte ich schon abgeschaltet, aber mein Tacho zeigte (mit einer Extrarunde um den Block in der Nähe meiner Wohnung) 80,02 Kilometer an. Höhenmetertechnisch hatte ich nur bis Neheim gemessen, hier waren es knapp 400.

Fazit: Wenn man sich nicht verfährt, macht die Strecke wahrscheinlich noch mehr Bock, denn auf der Haar (so ab Unna) ist man fast nur auf Feldwegen unterwegs, wo nur selten ein Auto lang fährt. Runter zum Möhnesee macht sowieso Spaß, egal wo man nun abfährt. Die Strecke zurück mit dem Zug finde ich ganz reizvoll, weil man so einfach etwas weitere Radien um den Heimatort fahren kann, ohne am Ende des Tages 140-160 Kilometer zurückgelegt zu haben.

Am fünften Tag hatte ich einiges in der Stadt zu tun, so dass ich nicht zum fahren kam. Aber nach insgesamt 240 Kilometern in vier Tagen (so viel fahre ich normal im Monat), hatten meine Beine und mein Gesäß eh keinen großen Bock mehr auf Radfahren. Trotzdem hat es richtig Laune gemacht, bei bestem Wetter wieder in die Pedale zu treten und ein paar Strecken auszuprobieren, die ich noch nicht kannte. Und wie immer, wenn man los fährt, sah ich entlang des Weges viele Abzweige, die man „mal nehmen sollte, wenn man Zeit hat“. Ich hoffe, ich finde in diesem Frühling/Sommer/Herbst ein paar Möglichkeiten, eben diese Abzeige zu nehmen.

Fotos

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Autor: John-Sebastian Komander/ Finde ihn bei Google+

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