Tour de Friends: Mit Rad Race über die Alpen
Die „Tour de Friends“ vom 13. bis 17. September – ganz schnell ausgesprochen hört sie sich wie ihr entfernter Verwandter „Tour de France“ an – könnte der nächste gelungene Coup der Jungs und Mädels von Rad Race sein. Seit dem 5.12. ist nun auch klar, wie viel man für die vier Etappen und 600 Kilometer lange Radreise wird hinblättern müssen: 589 Euro.
Knapp 600 Euro – was ist drin?
Ein stolzes Sümmchen für viele, die sonst an Rad Race Events teilnehmen und auch schon mal über 19 Euro Anmeldegebühr meckern. Verglichen mit anderen Anbietern von Radevents/-reisen aber vollkommen im Rahmen. Vor allem, wenn man bedenkt, was es für die knapp 600 Euro als Gegenleistung gibt: Inklusive sind vier Übernachtungen in – wie Ingo und Jan in ihrem Facebook-Live Q&A versprachen – halbwegs gescheiten Hotels (braucht kein Mensch bei so einem Event, ist aber natürlich ein Komfort-Plus, wenn man in einem ordentlichen Bett schlafen kann), zwei Verpflegungsstationen pro Tag, eine ausgeplante und getestete Route durch die Alpen (mit einige Gravelpassagen, die aber wohl eher am ersten Tag ohne Wertung passiert werden müssen), die schon bei Rad Race zum Standard gehörenden Goodie Bags sowie der Rücktransport der Räder von Venedig (dem Ziel) nach München (dem Start).
Insgesamt 400 der versprochenen 500 Starterplätze sollen am 10. Dezember (ab 15 Uhr) verfügbar sein bzw. online gehen. Das liegt laut Ingo an den bisherigen Hotelkapazitäten, was bei 400 Übernachtungen durchaus nachvollziehbar ist. Überhaupt ist es ein Mammut-Projekt, selbst für Rad Race, die sich bisher zwar mit so großen Starterfeldern auskennen, allerdings eher im Rahmen eines schon organisierten Rennens (Stichwort: Fixed42 während des Velothons in Berlin). Ein paar Mal gab es schon Rad Race Touren, allerdings immer eher im kleinen Kreis mit 10-20 Fahrern. Die zu fahrende Strecke wurde im Herbst diesen Jahres schon mal von einige Rad Race Jungs ausgetestet und für gut befunden – die Streckenführung sollte also zumindest kein Problem darstellen.
Viel mehr könnten die verschiedenen Leistungsklassen der Fahrer (da kann man bei der Anmeldung ja nicht aussieben) Probleme bereiten. Denn nur, weil die Rad Race Jungs eine Strecke in der anvisierten Zeit schaffen, heißt das noch lange nicht, dass der Ab-und-zu-mal-Fahrer, der sich die „Tour de Friends“ für sich und seine Freunde als Jahreshighlight ausgesucht hat, das auch schaffen muss. Zudem ist die schiere Masse an Fahrerinnen und Fahrern eine Herausforderung sondergleichen – da ist es schon fast egal, ob 400 oder 500 mitfahren.
Zeitwertung: Teams starten im Minutentakt auf Tagesetappen
Der Plan von Rad Race ist nämlich, Etappe 2-4 als Teamrennen zu fahren. Die Regeln sind einfach: Es müssen mindestens drei Fahrer zum Team gehören, da nur die Zeit des dritten Fahrers im Ziel für die Endwertung gezählt wird. Getrackt wird das Ganze über klassische Transponder. Problematisch könnte nur der Start der Teams sein: Geplant ist, dass sie jeweils zusammen starten, allerdings im Abstand von einer Minute. Geht man von 500 Fahrern aus und einer durchschnittlichen Mannschaftsstärke von fünf Fahrern (großzügig geschätzt), liegen im besten Fall 100 Minuten zwischen dem ersten gestarteten Team und dem letzten. Wenn alles etwas länger dauert und die Teams aus durchschnittlich vier Fahrer/innen bestehen, dauert das Ganze noch etwas länger. Das kann am Abend schon über Helligkeit oder Dunkelheit entscheiden und wird – so prophezeie ich mal – für Unmut sorgen.
Nichtsdestotrotz ist es aber so, dass das bisher über fast jedes Rad Race Event gesagt wurde und im Nachhinein alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer begeistert wieder nach Hause gefahren sind.
Die ewige Sponsoren-Diskussion sollte aufhören.
Auch die Diskussion, ob wirklich alle Sponsoren von Rad Race immer wieder genannt werden müssen, kam in dem Facebook-Live Video von Ingo und Jan auf. Und ja, ich bin auch der Meinung, dass es ein bisschen fies ist, seinen Followern ein Rad seines Hauptsponsors Canyon (Disclaimer: Ich mag Canyon und fahre selbst eines.) als optimales Tour-Rad vorzuschlagen, welches in dem Set Up, was man auf den Rad Race Bildern sieht, über 4.000 Euro kostet. Kleiner Blick in die Zukunft: Der Preis des Rades wird wahrscheinlich zu den Leuten passen, die sich auch die „Tour de Friends“ leisten können/werden.
Ingo hat aber in einem Punkt Recht, wenn er sagt, dass es ohne die Sponsoren solche Events gar nicht geben würde. Ohne Sponsoren an sich. Keiner hat ein Problem damit, eine Messenger-Tasche bei einem Alleycat zu gewinnen, aber beschwert sich, wenn bei Rad Race die Verpflegungsstationen mit einem Energieriegel gebrandet sind. Der einsame Näher, der die Tasche für das Alleycat zur Verfügung gestellt hat, bekommt dafür als Rückvergütung Aufmerksamkeit, genau wie der Energieriegelproduzent durch Rad Race. Das nennt sich dann beides Sponsoring – die Messenger-Tasche hat aber irgendwie mehr Street-Cred als ein Energieriegel, der eine Radcrew unterstützt. Auch wenn der Riegel sinnvoll für die Tour ist und nicht, wie die meisten Preise wie Messengerbags bei Alleycats , direkt bei ebay oder im Fixed Flohmarkt bei Facebook landet.
So, genug rumgeranted – über Sponsoren und die Leute, die nicht dankbar für ebendiese Sponsoren sind. Wir sollten uns lieber freuen, dass es Leute gibt, die solche Sachen wie die „Tour de Friends“ organisieren, obwohl sie dabei nicht reich werden. Und selbst wenn sie daran Geld verdienen sollten, wäre das nur fair. Denn die Umsetzung eines solchen Events kostet Zeit und Kraft. Und die möchte man „bezahlt“ bekommen: Bei Rad Race ist die Währung dafür derzeit wahrscheinlich eher Lob und Anerkennung als Euro und Dollar.
Zeitlich werde ich die „Tour de Friends“ nicht schaffen, das weiß ich leider jetzt schon. Ich wäre aber gerne dabei, denn die bisherigen Touren, die Rad Race veranstaltet hat, sahen (im Video oder auf Bildern) immer nach viel Blut, Schweiß und (Freuden-)Tränen aus. Und dafür bezahlt man ja, gerade als Radfahrer, auch gerne Geld. Warum auch immer.