Alleycat in Dortmund: Künstliche Bergetappen und Wasser von oben
Endlich mal wieder ein Alleycat in Dortmund. Da wo ich mich auskenne. Endlich mal mitfahren und nicht nur Locals hinterher jagen oder ständig Passanten anhauen und Google Maps checken. Sondern: Schneller Blick auf das Manifest, erstes Ziel ausgemacht und hingefahren. Zweites Ziel: hin und weiter. So macht das Spaß. Das dann schlussendlich der zweite Platz rausspringen würde, hat mich selbst gewundert. Und das ich auch noch die Bergwertung gewinnen würde, umso mehr. Aber mal von Anfang an.
Torben, selbst Radkurier oder besser Radfahrer, -aktivist und was man sonst noch so mit Rad- vorneweg bilden kann, hatte sich ordentlich ins Zeug gelegt und mit „a little help from his friends“ ein schickes Alleycat im Norden Dortmunds auf die Beine gestellt. 23 Starter fanden sich an einem wettertechnisch ziemlich unentschlossenem Samstagnachmittag am Nordausgang des Hauptbahnhofs ein, um nach kurzen Einleitungsworten (frei aus dem Gedächtnis: „Schön, dass ihr da seid. Viel Spaß beim Alleycat.“) die Manifeste zu schnappen und die erste Station anzupeilen. Wie gesagt, für mich – und viele andere – war es ein Heimspiel und so stellte sich nur die Frage, in welcher Reihenfolge man die Punkte abfahren sollte.
Von der Radbude zum Park zum Berg.
Ich entschied mich mit ein paar anderen, erstmal Tobit’s Radbude anzufahren, um dort die Öffnungszeiten zu notieren. Danach ging es zurück über die Mallinckrodtstraße zum Blücherpark, von da entschieden wir uns (mittlerweile war Björn „El Atom“ zu unserer kleinen Gruppe gestoßen), die Bergetappe in Form der Deusener Halde anzugehen. Aber erstmal mussten wir zum „Berg“. Schnell merkte ich, dass 42-16 definitiv eher so eine Übersetzung für die Stadt ist. Die anderen zogen ein bisschen davon. An der Halde angekommen, ging es matschige Wege entlang (immer lustig, vor allem nachher bergab,brakeless auf 23mm Reifen). Schnell fand ich das zu blöd und nahm den direkten Weg: Rad geschultert und geradeaus den Berg hoch. Oben war ich tot, bekam das obligatorische Bergtrikot nur so halb an (ich bin gespannt auf die Bilder von da oben) und musste zum ersten Mal meine Kurbel wieder fest schrauben, die hatte sich irgendwie gelöst.
Von der Halde ging es im Schneckentempo wieder runter und wieder zurück in die Innnenstadt, genauer gesagt zurück zur Mallinckrodtstraße, wo ich ziemlich fertig und schon etwas nass (es hatte wieder angefangen zu regnen) ankam. Hier galt es, möglichst schnell die Luft aus beiden Reifen zu lassen und sie wieder aufzupumpen. Die Bergetappe und der plötzliche Druckverlust in den Reifen sorgten (das merkte ich aber erst später) für das nächste Problem: Neben einer sich ständig lockernden Kurbel hatte ich jetzt auch noch einen schleichenden Platten. Aber erstmal, mit noch genug Luft auf dem Reifen, ging es zum letzten Checkpoint auf dem 1. Manifest: dem Nordmarkt. Hier durfte man seine Bike-Polo-Skills zeigen. Tagelange Erfahrung und mindestens zwei Pick up Games vor drei Jahren zahlten sich hier aus: ein Schuss, ein Treffer. Zweites Manifest und ab dafür.
Geschlossenes Museum und kaputter Reifen.
Björn und ich waren gerade durch mit Bike Polo und hatten die frohe (aber für uns beide ziemlich erstaunliche) Nachricht gehört, dass wir die ersten am Checkpoint gewesen waren, da tauchte Thatchai, der rasenden Thailand-Express auf, zog im Trackstand den Ball ab und verwandelte eiskalt. Ab sofort waren wir also zu dritt unterwegs. Es ging zum Brauereimuseum der DAB Brauerei, was zu hatte. Das war ein minimales Problem, war die Aufgabe doch, sich den Museumsflyer zu holen. Nebenan war aber die Brauereikneipe geöffnet und wir störten die feiernde Hochzeitsgesellschaft nur ein ganz kleines bisschen, als wir pitschnass durch den Vorraum irrten und nach einem Flyer fragten.
Mit Flyer im Gepäck ging es weiter in Richtung Borsigplatz. Da war zählen angesagt – insgesamt nicht so unsere Stärke. Aber nach ein paar Runden, wussten wir, dass 28 Bäume in der äußeren Baumreihe auf dem Platz stehen. Hier merkte ich in einer Kurve, dass nicht mehr allzu viel Luft im Vorderreifen war. Egal, weiter ging es, wozu hat man schließlich einen Reifen? Kurvenfahren wurde allerdings schwer bis unmöglich, so dass wir im Hoeschpark (unserer nächsten Station) versuchten, meinen Reifen mit Hilfe einer CO2-Kartusche aufzupumpen. Das misslang nach allen Regeln der Kunst. Dann irrten wir rum und waren uns nicht sicher, wo genau wir die Infos (wann wurde der Park eröffnet und wann wurde die Radrennbahn, die hier mal stand, abgerissen) herbekommen sollten. Plötzlich stand Thurm vor mir und meinte, dass wir nur „da lang“ müssten und zack waren wir am Checkpoint. Nach vier Runden um ein kleines Oval (je zwei Runden für eine Antwort) hatten wir die Fakten zusammen, ich hatte meinen Reifen aufgepumpt und wir konnten weiter.
Schon am Borsigplatz merkte ich aber abermals, dass die Luft entwich – jetzt etwas flotter als bisher. Gott-sei-Dank ging es fast nur noch geradeaus und Björn und Thatchai warteten auf den Reifen-Krüppel, der jede Kurve nur noch mit Schrittgeschwindigkeit nahm. Wir hatten noch zwei Checkpoints (Parkplatz am Hauptbahnhof und Skatehalle am Dietrich-Keunig-Haus, die wir schnell hinter uns brachten. Weiter ging es auf die B54 in Richtung Fredenbaumpark, dem Ziel des Alleycats. Irgendwann wurde es mir zu doof, dass die anderen beiden immer auf mich warten mussten und ich ließ sie ziehen. Sie wären wahrscheinlich trotzdem weiter meine Platter-Reifen-lockere-Kurbel-Speed gefahren, aber ich hatte kein Bock darauf, dass uns drei jemand kurz vor dem Ziel überholt. Also gaben sie Gas und ich pumpte ein letztes Mal. Zehn Minuten später rollte ich auf den Felgen (der hintere Reifen war mittlerweile auch arg platt) ins Ziel und konnte es nicht fassen: Nach Thatchai und Björn, die sich den ersten Platz teilten, war ich tatsächlich zweiter geworden!
Scheiß Wetter und super Orga.
Nach und nach kamen immer mehr Teilnehmer an, es gab ein Bierchen und wäre es nicht so ein scheiß Regenwetter gewesen (ich war komplett nass bis auf die Boxershorts), wäre es sicherlich noch ein netter Abend im Park gewesen. So machte ich mich aber recht fix wieder auf die Socken – nicht ohne meinen Preis für den 2. Platz: eine Sapim Regenjacke, für dich ich hier artig noch mal Danke sage!
Danke auch noch mal an alle, die bei der Orga oder an den Checkpoints mitgeholfen haben, an die Jungs aus Dortmund für die Preise/Sponsoren-Goodies, an die Teilnehmer fürs Mitfahren und natürlich an Torben fürs Veranstalten des Do-Nrd-Alleycats. Nächstes Jahr wird es dann vielleicht einen Angefixed-Alleycat geben – ich hörte, dass ich als Bergwertungssieger die Ehre habe, mich darum zu kümmern. Wenn es irgendwann in 2015 soweit sein sollte, erfahrt ihr es hier.
PS: Gute Besserung an einen der Fahrer, der wohl ins Krankenhaus musste. Leider hab ich nicht in Erfahrung bringen können, ob alles okay ist. Aber no news are good news, oder wie war das?
Galerie
Leider hat sowohl meine GoPro als auch meine Garmin Virb im Laufe des Alleycats den Geist aufgegeben, so dass mir nur ein paar iPhone Fotos vorher und nachher geblieben sind.